Österreichs Titelaspiranten:
Drahtseilakt
Acht Spieltage ist die zweite menschliche Bundesligasaison Österreichs nach den beiden Runden der abgelaufenen Woche nun bereits wieder alt, die anfänglichen Tendenzen haben sich größtenteils verdichtet, sind zu klaren Einschätzungen geworden. So gibt es bei zehn Teilnehmern drei klar definierte Zielsetzungen, während einige Teams den Abstieg in Kauf nehmen, andere den Klassenerhalt sowie einen Platz im Mittelfeld anvisieren, investieren die restlichen Klubs sehr viel, um am Ende möglichst weit oben zu stehen. Ein zweischneidiges Schwert, denn Erfolg ist vergänglich, und wirklich gewinnen kann letztlich wohl nur einer: Die richtige Balance zwischen kurzfristigem Ruhm und nachhaltiger Entwicklung zu finden, ist eben jene Kunst, in der sich die Manager der höchsten Liga üben müssen. Wo an der einen Stelle vielleicht ein wenig "Gewalt" in Form von Risikofreude nötig ist, kann in der nächsten Entscheidung schon wieder ein feinfühligeres Herangehen gefragt sein. Es gilt, wie in so vielen Bereichen des Lebens, aus dem gegebenen Kapital das Optimum herauszuholen. Wem dies im Moment am besten gelingen mag, offenbart der folgende Überblick nun in gewohnter Manier.
Spieltag 7
Nach einer vergleichsweise eher einfachen Anfangsauslosung stehen für den "FC Schruns" in diesen Wochen echte Bewährungsproben auf dem Plan, es gilt, gegen bislang stark auftretende Gegner wichtige Punkte hinsichtlich des Abstiegskampfes zu sammeln. Einer dieser aufstrebenden Kontrahenten sollten in Runde 7 nun die "Memmenkicker" sein, welche vor eigenem Publikum natürlich ihre tolle Serie prolongieren wollten. Entsprechend motiviert gingen die Heimischen dann auch ans Werk, begegnete man sich in Halbzeit 1 noch auf Augenhöhe, kippte die Partie im zweiten Abschnitt schließlich zu Gunsten des leichten Favoriten. Kurz nach dem Pausentee war es Angreifer Tom Hundertmark, der seinen Farben mit dem einzigen Treffer des Tages die vollen drei Zähler sichern konnte. Man war dem Siebplatzierten in diesem Aufeinandertreffen letztlich zwar nicht weit, aber eben doch ausreichend überlegen, was sich auch korrekt im Ergebnis widerspiegelte. Dem "FC Schruns" bleibt im Endeffekt nichts anderes übrig, als die passenden Lehren aus der knappen Niederlage zu ziehen, und noch kompakter an die kommenden Aufgaben heranzugehen.
Vieles, aber noch nicht alles machte "Die Verteidigerschmiede" in ihrer zweiten Bundesligasaison bislang richtig, zwei Unentschieden gegen Mitkonkurrenten im Titelrennen ließen zuletzt einige Zweifel aufkommen, was die Offensivqualitäten des Tabellenführers anbelangt. Sich dieser Tatsache bewusst seiend, wollte man im Duell mit dem taktikstarken "Fc Krnja" nun deutlich entschlossener im Abschluss agieren. Die kleine Hoffnung, dass der Sechstplatzierte ähnlich seinem vorangegangenen Auswärtsauftritt wieder trainingsorientiert aufstellen würde, zerschlug sich allerdings bereits nach wenigen Spielminuten: So durfte der massive Defensivverbund des Gegners keineswegs als Einladung zum Toreschießen interpretiert werden. Mit tollem Einsatz und vor allem einer gehörigen Portion Qualität brachten die Mannen rund um Torwart Adrian Kissel den Gastgeber in der Anfangsphase regelrecht an den Rande der Verzweiflung, vier tolle Möglichkeiten wurden vereitelt. In Hälfte 2 war die Heimelf mit ihrem Latein schließlich am Ende, ein "Nichtangriffspakt" besiegelte folgerichtig die dritte Nullnummer in Serie. Somit blieb ein Resultat, das neben dem stabil wirkenden "Fc Krnja" natürlich auch den Verfolgern im Kampf um die vordersten Ränge in die Karten spielte.
Das Duell "Die immergrünen Erbsen" gegen "Die Fantastische Elf" in Runde 7 dürfte ob der eher bescheidenen tabellarischen Ausgangslage nicht unbedingt als Schlagerspiel in die Geschichte dieser Saison eingehen, bot beiden Mannschaften dennoch die Möglichkeit, Punkte und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Wirklich überraschendes bekamen die Beobachter im "Erbsodrom" zu ihrer Freude aber nicht zu sehen, als dass die Heimmannschaft von Anfang an das Heft in die Hand nahm, schönen Offensivfußball zelebrierte. Man merkte eindeutig, dass der Neuntplatzierte seine Kräfte an den letzten Spieltagen in erster Linie für diese Partie gebündelt hatte. Fünf Tore des Gastgebers sollten letztlich auf der Anzeigetafel aufleuchten, Treffer, die den Klassenerhalt zumindest in der Theorie weiterhin möglich erscheinen lassen.
Routinierte Spielanlage versus forsche Angriffslust: Der Kracher der Runde zwischen dem "1. FC Bulikönig" und dem "Fc Lenzing Wanderers" sollte nicht nur wegen des guten Saisonstarts der Teams, sondern auch aufgrund der "Bundesligameister- gegen- Aufsteiger- Thematik" einiges an Brisanz bergen. Drei äußerst wichtige Punkte standen für die Manager am Spiel, was aber nicht automatisch eine defensive Herangehensweise zur Folge haben musste. So war es wieder einmal die erfrischende Mittelfeldpower der Auswärtself, die in Form von Leandro Heer früh für die Führung des Herausforderers sorgte. Eine Entwicklung, wie sie dem Match nicht besser hätte passieren können, sah sich der Tabellenvierte nun schließlich gezwungen, vehement in die Offensive zu gehen. Wütende Angriffe wurden gefahren, ehe Caesar Bierbauch kurz vor Pausenpfiff der verdiente Ausgleichstreffer gelang. Halbzeit 2 verlief wiederum sehr ausgeglichen, weshalb beide Seiten am Ende die Punkteteilung schlicht zu akzeptieren hatten. Festzuhalten bleibt eine starke Leistung des "Fc Lenzing Wanderers" auf fremden Platz, die den Aufwind des Klubs wohl weiter verstärken wird, sowie eine tolle Moral des "1. FC Bulikönig", der mit Sicherheit nach wie vor über die Klasse verfügt, um auch ganz oben anzuklopfen.
Eine Niederlage nach der anderen in Kauf nehmend, vollführt das "Grand Hotel van Wurstilof" in dieser Spielzeit seinen Kaderumbau. Land scheint auch auf längere Zeit nicht in Sicht, gibt es schließlich deutlich bessere Orte als die Bundesliga, um junge Talente durch wiederholte Matchpraxis gezielt aufzubauen. "Henker" der siebenten Runde sollte nun der aufstrebende "FC Pech" sein, welcher sich über leicht verdiente Punkte freuen durfte: Der Kontrahent öffnete mit seiner offensiv ausgerichteten Spielweise Tür und Tor, sechs der letzten Endes neun Treffer gingen dabei auf das Konto von Angreifer Thor Garant. Mit diesem Pflichtsieg nistete sich die Heimelf weiter im obersten Tabellendrittel ein, langsam, aber sicher, scheint der Abstand zu den Verfolgern etwas größer zu werden. Selbiges, nur in umgekehrter Richtung, gilt für das "Grand Hotel van Wurstilof", dessen Ziele in dieser Saison aber bekanntermaßen wesentlich genügsamer sind.
Spieltag 8
So wenig es auch auswärts zu holen gibt, versucht "Die Fantastische Elf" in dieser Saison zumindest in ihren Heimspielen der auf Dauer etwas eintönigen Rolle des "Punktelieferanten" zu entfliehen. Da die eigenen Ansprüche aber natürlich stets an der Stärke des jeweiligen Gegner gemessen werden müssen, bleibt oft der Wunsch nach Erfolg Vater des Gedanken. Mit dem "1. FC Bulikönig" hatte man an Spieltag 8 einen vor allem taktisch wohl zu überlegen agierenden Kontrahenten in Aussicht, dessen Leistungen zuletzt durchaus überzeugend waren. Den Voraussetzungen gerecht werdend, bekamen die Zuseher dann auch Einbahnstraßenfußball zu sehen, Angriff um Angriff rollten in Halbzeit 1 auf Schlussmann Julian Hemmerling zu. Dieser hatte allerdings scheinbar ein gutes paar Handschuhe erwischt, machte eine Möglichkeit nach der anderen zunichte. Selbst Sir Otto von Wolke war mit seiner Motivation schon fast am Ende angekommen, ehe er kurz nach dem Seitenwechsel doch noch zum erlösenden 0:1 traf. Im Normalfall wäre damit der Sieg in trockenen Tüchern gewesen, an diesem Abend sollte es aber anders kommen: Wenige Minuten vor Abpfiff "verirrten" sich die Heimischen erstmals in den gegnerischen Sechzehner, der Offensivgeist vergangener Tage wehte durch das Oval. Pass zur Mitte, Direktabnahme Reed Richards- Ausgleich. Ein kaum zu erwartender Punktgewinn für den Gastgeber durfte mit den Fans gefeiert werden, hängende Köpfe hingegen beim "1. FC Bulikönig". Deren Manager wird mit diesem Unentschieden jedoch wahrscheinlich gar nicht so unzufrieden sein, kann sich der Verein nun schließlich ganz geruhsam von der Mission Titelverteidigung in ruhigere Gewässer verabschieden.
"Da hat man kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu": Zwar ist der bevorstehende Abstieg beim "Grand Hotel van Wurstilof" schon längere Zeit akzeptierte Planungsgrundlage, der ein oder andere Zähler soll in dieser Saison andererseits aber doch eingefahren werden. Von den Spielanteilen her bereits längst überfällig, scheiterte der Tabellenletzte in seiner Aufgabe bislang immer an den "Details": Unzählige Torchancen wurden bereits liegen gelassen. Wie die Faust aufs Auge passte das folgende Duell gegen "Die immergrünen Erbsen" dann zur nicht gerade rosigen Gesamtsituation. Schönem Offensivfußball entsprangen tolle Möglichkeiten, man spielte den Konkurrenten über weite Strecken an die Wand. Die Tore erzielte jedoch wieder einmal ebendieser, deren drei sollten es nach Ablauf der neunzig Minuten sein. Viel näher als in dieser Begegnung kann die Heimelf dem ersten Punkt wohl nicht mehr kommen, was den Schluss zulässt, dass es einigen eingesetzten Akteuren im Moment einfach an der individuellen Klasse fehlt. Wesentlich besser schaut es aktuell für "Die immergrünen Erbsen" aus, jene zu gewinnenden Partien wurden erfolgreich absolviert, wodurch ein wenig Druck auf die in Reichweite platzierten Teams ausgeübt werden konnte.
Die Frage, wohin die Reise des "FC Schruns" in dieser Saison gehen soll, war nach dessen letzten Ergebnissen nicht wirklich eindeutig zu beantworten. Gute Ansätze auf der einen Seite, dann teilweise aber doch wieder ein paar Prozentpunkte Leistung zu wenig, um öfter anzuschreiben: Der echte Befreiungsschlag in Form eines Sieges gegen einen Titelkandidaten war bislang noch nicht dabei. Insofern war es gar nicht mal so schlecht, dass in Runde 8 nun Tabellenführer "Die Verteidigerschmiede" auf heimischen Geläuf vorbeischaute. Diese war sichtbar auf drei Punkte aus, startete nach lediglich neun Minuten auch konsequent mit dem 0:1 in die Partie. Danach schlüpfte aber der Tabellensiebente in die Rolle der spielbestimmenden Mannschaft, vielversprechende Chancen wurden initiiert. Als schließlich schon fast alle Zeichen auf einen Auswärtserfolg standen, gelang Topstürmer Bernd Hennemann kurz vor Spielende tatsächlich noch der mehr als verdiente Ausgleichstreffer zum 1:1. Das erste Gegentor der Saison war für "Die Verteidigerschmiede" gleichbedeutend mit dem bereits vierten Unentschieden in Serie, eine Entwicklung, die den Verantwortlichen zu denken geben sollte. Der "FC Schruns" hingegen dürfte aus dem Punktgewinn deutlich mehr Positives herausfiltern können, auch, wenn der Kampf gegen den Abstieg weiterhin ein schwieriges Unterfangen sein wird.
Dritter gegen Vierter: Das Kräftemessen zwischen dem "Fc Lenzing Wanderers" und "Memmenkicker" war nicht nur ein Spitzenspiel, sondern auch eine echte Schnittpartie für beide Mannschaften. Wollte man in den vordersten Tabellengefilden längerfristig verweilen, musste eigentlich schon fast ein Sieg her. Die Begegnung als solche war dann erwartungsgemäß weitesgehend von Taktik geprägt, "Verlieren verboten" als ausgegebene Devise. Alleine, Torjäger Marcel Schimpf war an diesem Abend nur bedingt für neunzig Minuten Laufarbeit zu begeistern. So löste er die Aufgabe schließlich auf seine eigene Weise, indem er den Abwehrbeton des Kontrahenten bereits nach fünfzehn Minuten zum Bröckeln brachte, auf 1:0 stellte. Ein Gegentor, das im Matchplan der Auswärtself scheinbar nicht wirklich integriert war, behielt man nämlich auch in der Folge die defensive Ausrichtung bei. Damit war die Niederlage unausweichlich, es zeigte sich wieder einmal, dass es oft zu wenig ist, nur auf ein 0:0 zu spielen. Mit dem knappen Erfolg setzte sich der "Fc Lenzing Wanderers" weiter in der obersten Etage fest, während die "Memmenkicker" in den nächsten Runden möglichst schnell auf die Siegerstraße zurückfinden sollten, um sich zumindest im Mittelfeld der starken Konkurrenz zu etablieren. ´
Dass der Spielplan durchaus interessante Konstellationen eröffnet, bekamen die Beobachter beim Schlagabtausch "FC Pech" gegen "Fc Krnja" zu sehen: So durfte sich der Gastgeber über das zweite Heimspiel in Serie freuen, musste der Tabellensechste zum ebenso zweiten Mal in Folge die Auswärtsreise antreten. Um diese Voraussetzungen wissend, war es dann wenig verwunderlich, dass die Gäste hinsichtlich der kommenden Aufgaben einen weiteren "Joker" zogen und der Stammelf eine Erholungspause gönnten. Der Zweitplatzierte hingegen schöpfte aus den Vollen, was sich dann auch einigermaßen im Ergebnis bemerkbar machte. Fünf Treffer von Angreifer Thor Garant sorgten für klare Verhältnisse. Viel mehr als die drei Punkte für den sich damit weiterhin im Titelrennen befindlichen "FC Pech" bot die Partie letztlich nicht, immerhin bleibt die Erkenntnis, dass der "Fc Krnja" seine sicherlich das gesamte Ligageschehen mit beeinflussende Strategie weiter fährt.
Tabelle
Spielergebnisse
Torschützenliste
Aktuelle Serien
Fazit und Vorschau
Wie auch schon in der Spielwoche davor tritt "Die Verteidigerschmiede" mit weiteren zwei Unentschieden etwas auf der Stelle, man hat es verabsäumt, sich früh in der Saison einen Respektabstand zu erarbeiten, bleibt dennoch einer der klaren Favoriten auf den Meisterteller. Spannend wird dahingehend mit Sicherheit das bevorstehende Duell mit dem "Fc Lenzing Wanderers" sein, auch die nächsten Aufgaben des momentan sogar in Front liegenden "FC Pech" sollte man genauestens beobachten. Vom abgeschlagenen "Grand Hotel van Wurstilof" abgesehen, ist die restliche Konkurrenz auf den Rängen 4 bis 9 nach den teilweise überraschenden letzten Resultaten wieder enger zusammengerückt, eine Entwicklung, die sich an den folgenden Spieltagen nicht zwingend fortsetzen muss: Die im Kampf um den Klassenerhalt involvierten Klubs werden wohl langsam ihre Karten aufdecken, vielleicht ist am Ende doch vieles anders, als es derzeit noch scheint. Fix ist jedenfalls, dass die "Teamchefwoche" technisch hochversiert am Ball bleibt und auch in Ausgabe 72 Daten und Fakten zur höchste Liga Österreichs liefert.
(ole)