Österreichs Titelaspiranten:
Fünf vor Zwölf
Nur mehr vier Runden bleiben den Teams der österreichischen Bundesliga übrig, um ihre Ziele zu verwirklichen, das Ruder womöglich noch herumzureißen. Mit jedem Spiel rückt die Entscheidung näher, es gilt, alle verbliebenen Kräfte zu mobilisieren, um am Ende nicht mit leeren Händen dazustehen. Als weiteres beeinflussendes Detail rückt dieser Tage die KO- Phase des Pokalbewerbs in den Blickpunkt, der ein oder andere Klub mag darauf sein Hauptaugenmerk legen, die Liga hintanstellen. Fest steht jedenfalls, dass aktuell da wie dort Nägel mit Köpfen gemacht werden, Sieger und Verlierer bald gefunden sind. Der folgende Überblick gibt nun Aufschluss darüber, wie sich das Kräfteverhältnis in der vergangenen Woche entwickelt hat, welche Vereine im Schlussakkord der Meisterschaft, ob gewollt, oder nicht, tragende Rolle bekleiden.
Spieltag 13
Runde 13 wusste mit einem echten Schicksalsspiel im Abstiegskampf aufzuwarten: Je nach Resultat des Aufeinandertreffens "Fc Krnja" gegen "Die immergrünen Erbsen" würde sich der Schlagabtausch um den Klassenerhalt im Saisonfinish entwickeln, Vorentscheidung oder Spannungsverschärfung war die Frage. Seitens der Heimischen konnte die Marschroute nur "Offensive" heißen, es galt, die taktische Übermacht des Sechstplatzierten zu durchbrechen. Mit einem Start aus dem Lehrburch sollte dies auch gelingen, von drei Möglichkeiten zu Spielbeginn wurde immerhin eine im gegnerischen Netz versenkt, Stürmer Hans Schuermann sorgte nach 20 Minuten für die Führung. Was danach im weiteren Spielverlauf folgte, ließ die Fans der Auswärtself regelrecht verzweifeln: Ein wütender Angriff nach dem anderen setzte die Verteidigungslinie des Kontrahenten unter Druck, der Ausgleich wollte jedoch einfach nicht fallen. Ein fast schon legendäres Privatduell zwischen Friedwald Guderjahn und Udo Unbezwingbar fand seinen Sieger letztlich im Torhüter des Tabellensiebenten, dessen Vorstellung alleine das Eintrittsgeld wert war. Am Ende durften sich "Die immergrünen Erbsen" als doch deutlich unterlegene Mannschaft über drei äußerst wichtige Punkte freuen, die neue Hoffnungen auf Rang 6 erwecken und den "Fc Krnja" gleichzeitig wieder zurück in den "Abstiegssumpf" zogen.
Ein Auswärtssieg über "Die Fantastische Elf" war für den "Fc Lenzing Wanderers" an Spieltag 13 fast Pflicht, um sich der letzten, ohnehin nur mehr sehr theoretischen Abstiegsängste zu entledigen. Da der ein oder andere Verein in dieser Saison beim Tabellenneunten schon Federn gelassen hatte, ging man seitens des Aufsteigers kein Risiko und schickte die stärkste Mannschaft auf das Feld. Eine Vorgehensweise, die sich auszahlen sollte, konnte man den Großteil der "Arbeit" bereits in Halbzeit 1 verrichten, 0:2 lautete der Pausenstand. Nach dem Seitenwechsel wurde der Vorsprung sogar noch verdoppelt, vier verschiedene Torschützen brachten nach Ablauf der neunzig Minuten einen verdienten wie ungefährdeten Erfolg. "Die Fantastische Elf" ist nach dieser Niederlage nun auch rechnerisch so gut wie in Liga 2, während der "Fc Lenzing Wanderers" weiterhin eine Platzierung unter den ersten Drei anvsisieren darf.
Zwar ist es eher unwahrscheinlich, dass das "Grand Hotel van Wurstilof" in der Schlusssphase dieser Spielzeit noch öfter als ein Mal anschreiben wird, zumindest einige kleine Teilerfolge durfte der Tabellenletzte in den vergangenen Partien aber immerhin feiern. Aufgrund der trainingsorientierten, sehr offensiven Aufstellungsvariante ging man freilich auch im Duell mit dem ums "Überleben" kämpfenden "FC Schruns" als klarer Außenseiter ins Gefecht, wollte dem Publikum dennoch gute Unterhaltung bieten. Halbzeit 1 hätte dann schließlich kaum besser laufen können, mit hoher taktischer Disziplin wurde das Geschehen weitesgehend kontrolliert. Als jedoch die Gäste in Hälfte 2 die Initiative übernahmen, war es schnell vorbei mit der Herrlichkeit, Torwart Adam Vaupel musste die Kugel im Fünf- Minuten- Takt aus dem Netz fischen. Das Sturmduo Eisenhauer- Hennemann bescherte dem Siebtplatzierten mit seinen Treffern einen letztlich deutlichen 0:6 Auswärtssieg, der angesichts der Gesamtsituation im Abstiegskampf auch bitter nötig war.
Die aktuelle Neuauflage des ewigen Duells "Wann wird wieder Sommer?" versus "Die Verteidigerschmiede" stand im Vergleich zu jenen bisherigen Aufeinandertreffen besagter Mannschaften in der Bundesliga unter doch deutlich veränderten Vorzeichen: So musste sich der gastgebende Fünftplatzierte aufgrund von zehn Punkten Rückstand zumindest auf dem Papier mit der ungewohnten Rolle des Außenseiters begnügen, hatte folglich eher das zu gewinnende Prestige, als die Tabelle vor Augen. Betrachtete man den Start in das Spiel, wirkte es dann auch fast so, als ob den Heimischen ziemlich viel daran läge, dem Konkurrenten auf dem Weg zum Meistertitel ein Bein zu stellen. Hoher taktischer Aufwand ermöglichte einem trotz früher Unterzahl in Hälfte 1 überraschend klare Torchancen, die Veteran Sir Otto van Wolke knapp vor dem Pausenpfiff mühelos in einen Doppelpack ummünzen konnte. Zwar kam der Titelkandidat nach dem Seitenwechsel durch Stürmer Patrick Hutmacher schnell zum Anschlusstreffer, mehr als diesen einen Abschluss sollten die Gäste trotz numerischer Überlegenheit aber nicht mehr vorfinden: Eine geschlossene Mannschaftsleistung von "Wann wird wieder Sommer?" samt maßgeschneidertem taktischen Konzept ließ "Die Verteidigerschmiede" letztlich in die Falle tappen, es setzte die erste Niederlage der Saison. Neben dem Punkteverlust ist es nun vor allem der moralische Dämpfer, welcher große Auswirkungen auf das Titelfinish haben könnte.
In einem weiteren echten Schlagerspiel dieser dreizehnten Runde traten mit dem "FC Pech" und "Memmenkicker" zwei Aufsteiger gegeneinander an, die mit ihren bisherigen Leistungen nicht nur die unmittelbaren Konkurrenz, sondern auch zahlreiche aufstrebende Teams der unteren Ligen beeindruckten. Für beide Seiten stand viel auf dem Spiel, einzig ein Sieg würde die Chancen auf Rang 1 auch praktisch am Leben erhalten. Entsprechend motiviert ging man ans Werk, der Spielverlauf sollte sich bereits sehr früh abzeichnen: Die immerwährende taktische Überlegenheit erlaubte es dem Gastgeber, in aller Ruhe Angriffe aufzubauen. Einzig überraschend war die Tatsache, dass die Auswärtself entgegen ihrer normalen Ausrichtung gleich vier Stürmer auf das Feld schickte, in der direkten Abwehr aber dennoch recht kompakt stand. So dauerte es schließlich ganze 53 Minuten, bis Schlüsselspieler Thor Garant zum wichtigen 1:0 traf, das auch gleichbedeutend mit dem Endstand war. Mit etwas Glück hätte es für "Memmenkicker" an diesem Abend zu einer Punkteteilung gereicht, man entschied sich jedoch, durchaus verständlich, die Offensivqualitäten auf Sicht gesehen zu stärken. Umso größer ist die Freude natürlich beim "FC Pech", der sich dank des verdienten Erfolgs zumindest vorübergehend den Platz an der Sonne sichern konnte.
Spieltag 14
Wie bereits eine Runde zuvor hatte "Memmenkicker" auch an Spieltag 14 eine Herkulesaufgabe zu stemmen, "Die Verteidigerschmiede" bat vor heimischer Kulisse zum Tanz. Ähnlich der letzten Vorstellung ging der Tabellenvierte wieder äußerst offensiv in die Begegnung hinein, ganz nach dem Motto, "gleiches Recht für alle Titelaspiranten". So befreit man einerseits aufspielen konnte, sah man sich in der Realität aufgrund der taktischen Unterlegenheit quasi die gesamte Partie in die Defensive gedrängt. Der Treffer des Tages sollte letztlich in Minute 39 fallen, als Stürmer Josef Hagner Torwart Edi Ruehl zum 1:0 bezwingen konnte. Im weiteren Verlauf verwaltete der Zweitplatzierte das Geschehen, ohne noch einmal wirklich gefährlich zu werden. Im Endeffekt handelte es sich für den Gastgeber nach der letzten Niederlage um drei Pflichtpunkte, die den Hoffnungen auf Rang 1 neuen Auftrieb gaben.
Nach dem Erfolg über "Die Fantastische Elf" durfte sich der "Fc Lenzing Wanderers" einen Spieltag später über weitere leicht verdiente Punkte freuen, als dass der Tabellenletzte den Weg ins "Stadion Miejski" antreten musste. Sich auf das einladend offensiv aufgestellte "Grand Hotel van Wurstilof" freuend, starteten die Heimischen mit höchstem Tempo in die Begegnung. Da neben dem Kombinationsfluss auch der Torabschluss des Drittplatzierten recht ordentlich funktionierte, entwickelte sich der Abend für Gästekeeper Bastian Ebinger zu einem gelebten Alptraum: Volle zwölf Mal zischte das Leder innerhalb der neunzig Minuten an ihm vorbei, die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte war die logische Konsequenz. Mehr Freude als beim bemitleidenswerten Schlussmann blitzte hingegen in den Gesichtern der Heimelf auf, die mit dem klaren Erfolg einen weiteren Schritt Richtung Platz 3 setzte.
"Alles oder nichts" hieß es wieder einmal in der Eliteliga Österreichs: Nur ein Sieg im bevorstehenden Duell würde "Die immergrünen Erbsen" respektive den "FC Schruns" im Rennen um Platz 6 halten, die richtige Mischung zwischen Mut und Verstand war also gefragt. Mit den eigenen Fans als moralische Unterstützung im Rücken, ließen die Gastgeber im ersten Spielabschnitt keinen Zweifel darüber aufkommen, wohin die Reise gehen sollte. Einziger Wermutstropfen blieb die mangelhafte Chancenauswertung, lediglich ein Treffer durch Bernd Hennemann konnte in Hälfte 1 verbucht werden. Wie so oft im Fußball kam in Halbzeit 2 dann eine "Weisheit" zu tragen, deren Wortlaut ohnehin bekannt ist: Eine kurze Phase der Überlegenheit reichte der Auswärtsmannschaft, um aus lediglich drei Möglichkeiten zwei äußerst wichtige Tore zu erzielen. Der geschockte Tabellensiebente hatte nach diesem Doppelschlag nichts mehr zuzusetzen, musste die bittere Niederlage zur Kenntnis nehmen. Aufgegeben wird meist zwar nur ein Brief, die Lage des "FC Schruns" ist nach dem aktuellen Misserfolg jedoch ohne Zweifel als sehr brenzlig einzuschätzen. Etwas besser gestaltet sich das Bild bei der siegreichen Mannschaft, die punktemäßig nun auf Tuchfühlung zu den angestrebten sicheren Gewässern ist.
Von der tabellarischen Ausgangslage her war für den "Fc Krnja" ein Punktgewinn im Heimspiel gegen "Wann wird wieder Sommer?" fast zwingend, wollte man mit einem kleinen, am Ende aber vielleicht den Unterschied im Abstiegskampf ausmachenden Polster in die verbleibenden Runden gehen. Der Blick auf die Aufstellungen sollte schließlich bereits vorab zeigen, dass es Fortuna an diesem Tag recht gut mit den Heimischen gemeint hatte: So schonte der Titelverteidiger hinsichtlich des Cups seine gesamte Stammelf, um dort, im Gegensatz zur Meisterschaft, für Furore zu sorgen. Entsprechend einseitg verlief das Geschehen dann, Tor um Tor wurde das Selbstvertrauen des Gastgebers größer. "12:0" leuchtete es letztlich von der Anzeigetafel, ein Kantersieg, der für den "Fc Krnja" Goldes wert sein kann, den Gerüchten um einen möglichen freiwilligen Abstieg von "Wann wird wieder Sommer?" zumindest für einen Spieltag neuen Nährboden verschaffte. ´
"Vollste Konzentration" lautete die Devise des "FC Pech" in seinem Duell gegen "Die Fantastische Elf", sind es nämlich gerade jene Aufeinandertreffen mit "Nachzüglern", die im Laufe der Jahre schon einigen Titelkandidaten den Meisterteller gekostet haben. Nach wenigen Spielminuten war allerdings bereits klar, dass der Tabellenneunte in seiner aktuellen Verfassung schlicht gar keinen Stolperstein darstellen konnte, zu groß war der Aderlass am Transfersektor in den letzten Wochen. Treffer von Dawid Willa und Thor Garant ließen den Spitzenreiter ein weiteres "Kreuzerl" auf seinem Masterplan machen, mit einem 0:3 befindet man sich weiterhin voll im Soll. Im Pokal ist der "FC Pech" im Gegensatz zum geschlagenen Konkurrenten "Die Fantastische Elf" aber ausgeschieden, es zeigt sich, dass der erfolgreiche Tanz auf zwei Hochzeiten nur mit viel Aufwand zu bewältigen ist.
Tabelle
Spielergebnisse
Torschützenliste
Aktuelle Serien
Fazit und Vorschau
Spätestens nach den Ergebnissen der vergangenen Woche hat sich das Titelrennen zu einem echten Zweikampf entwickelt, dessen Entscheidung wohl bereits am kommenden Spieltag fallen sollte: Der "FC Pech" empfängt den großen Rivalen im "Stadion zum Glück". Knapp dahinter werden der "Fc Lenzing Wanderers" und "Memmenkicker" noch den ein oder anderen Zähler mitnehmen, um nach Möglichkeit die derzeit belegten Räne abzusichern. Auf den Plätzen 5 bis 8 wird hingegen verbissen gegen den Abstieg gekämpft, viele Konstellationen sind denkbar, da es gerade zu Saisonende keine Favoriten mehr gibt, jeder Punkt hart erkämpft werden muss. "Nostalgie pur" heißt es im fast freundschaftlichen Duell zwischen dem "Grand Hotel van Wurstilof" und "Die Fantastische Elf", man wird sich auf unbestimmte Zeit aus der höchsten Spielklasse verabschieden. Die anstehende Woche deckt somit also wieder viele verschiedene Facetten ab, es darf weiter mitgefiebert werden. Analytisch aufgearbeitet präsentiert die "Teamchefwoche" natürlich auch in ihrer nächsten Ausgabe Resultate und Auswirkungen der spannenden Spiele, die Finalphase hat begonnen.
(ole)